Hintergrund und Ziel
Bei Akupunktur handelt es sich um eine
aus der traditionellen chinesischen Medizin stammende Therapiemethode,
die vielfach ergänzend oder ausschließlich zur Behandlung von
Erkrankungen herangezogen wird. Der vorliegende Bericht geht der Frage
nach, bei welchen Indikationen Akupunktur empfohlen wird und für welche
Indikationsbereiche Evidenz zur Wirksamkeit der Akupunktur in Form von
(Cochrane) Reviews vorliegt. Diese Ergebnisse werden den 25 vom obersten
Sanitätsrat (OSR) anerkannten Indikationen gegenüber gestellt.
Methode
Empfehlungen
der WHO bzw. von Fachgesellschaften zur Anwendung von kupunktur wurden
mittels webbasierter Handsuche identifiziert. Für den „Overview of
Cochrane Reviews“ erfolgte eine systematische Literatursuche in der
Cochrane Database of Systematic Reviews. Die Handsuche nach anderen
rezenten Übersichtsarbeiten wurde zusätzlich in PubMed durchgeführt.
Ergebnisse
Die
WHO formuliert für insgesamt 108 Indikationen eine Empfehlung für die
Anwendung von Akupunktur. Auch die Fachgesellschaften empfehlen
Akupunktur in breiten Anwendungsbereichen. Demgegenüber stehen die
Ergebnisse des „Overview of Cochrane Reviews“ (insgesamt wurden 55
Cochrane Reviews eingeschlossen). Dieser zeigt, dass die Wirksamkeit von
Akupunktur nur für 2 Indikationen (Migräne-Prophylaxe sowie Becken- und
Rückenschmerzen während der Schwangerschaft) als gesichert angenommen
werden kann und für 7 weitere Indikationen die Wirksamkeit gegeben sein
könnte.
Für 4 Indikationen (Epilepsie, Reizdarmsyndrom, Erbrechen und
Übelkeit während der Schwangerschaft sowie künstliche Befruchtung)
deutet der Overview of Cochrane Reviews“ auf die Nicht-Wirksamkeit von
Akupunktur hin. Für 42 Indikationsbereiche kann aufgrund fehlender oder
unzureichender Evidenz keine Aussage hinsichtlich Wirksamkeit getroffen
werden.
Schlussfolgerungen
Hinsichtlich der 25
OSR-Indikationsbereiche zeigt die Gegenüberstellung mit der Evidenzlage,
dass für einige Bereiche Hinweise auf die Wirksamkeit von Akupunktur
bestehen (Kopfschmerzen und Migräne, degenerative Arthrosen,
Rückenschmerzen, Erkrankungen im Halswirbelsäulenbereich, Dysmenorrhö,
chronische Schmerzzustände). Für 4 OSR-Indikationsbereiche (allergische
Rhinitis, Schwangerschaftserbrechen, Reizdarmsyndrom,
Weichteilrheumatismus/Fibromyalgie) kam jeweils eine Übersichtsarbeit
zum Schluss, dass die Akupunktur keinen Vorteil im Vergleich zu keiner
Akupunktur zeigte. Zu den anderen OSR-Indikationsbereichen können
aufgrund unzureichender Evidenzbasis keine Aussagen zur Wirksamkeit der
Akupunktur getroffen werden.