Es konnten nach einer Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Cochrane und CRD (Centre of Reviews and Dissemination) 2 Studien an HIV-PatientInnen gefunden werden, wobei ein RCT die Anwendung von intravasaler Lasertherapie (1-3 mW) bei HIV-PatientInnen zur Behandlung von Parodontitis überprüfte, die 2. Publikation ein Fallbericht über PDT (höhere Lichtintensität) bei Kaposi-Sarkom ist.
Da es derzeit kein einheitliches Behandlungsschema für photodynamische Lasertherapie im Allgemeinen und intravasaler Lasertherapie im Speziellen gibt, ist die Verwendung von Laserart
und Dauer der Behandlung bei unterschiedlichen Krankheiten unklar und eine anwenderinduzierte Überversorgung nicht auszuschließen. Auch die Auswahl der geeigneten patientenrelevanten Outcomes ist unklar, und fraglich, ob die Wirksamkeit einer Maßnahme einzig an veränderten Surrogatmarkern ablesbar ist.
Die möglicherweise vielversprechenden Ergebnisse im Bereich der Tumorbehandlung (hochdosierte Laserleistung von 50-100 mW) können nicht ungeprüft auf die intravasale Lasertherapie (niedrige Laserleistung 1-3 mW) übertragen werden. Die übermittelte Phase-IStudie berichtet von PDT an 4 Frauen und 1 Mann mit Lebermetastasen, das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren, die PatientInnen befanden sich im fortgeschrittenen, metastasierten und therapierefraktären Stadium. Bei Behandlung von jüngeren, frisch diagnostizierten HIVPatientInnen mittels intravasaler Lasertherapie sind Studienpopulationen und Lasertherapie nicht vergleichbar, die Übertragbarkeit der berichteten Erfolge aus der zitierten Phase-I-Studie nicht zulässig.
Moshkovska und Mayberry aus Großbritannien unterzogen diese Therapieform 2004 einer kritischen Prüfung und kamen zu dem Schluss, dass Softlasertherapie (zu der ILBI gezählt wird), von den Einen als magisches elektrotherapeutisches Wundermittel, von den Anderen als nutzlos angesehen wird. Schon damals sahen die AutorInnen einen Bedarf an RCTs und Standards (Behandlungsdauer, -frequenz). Diese liegen bis dato weder für HIV-PatientInnen noch für die vielen anderen genannten Krankheitsbilder vor.
Vor Durchführung derartiger Experimente an PatientInnen sind eine detaillierte Aufklärung (Risken einer ungeprüften Therapiemethode) und deren Zustimmung erforderlich.
Die biologischen Wirkmechanismen der intravasalen Lasertherapie sind weitgehend ungeklärt. Besserungen des Krankheitsbildes können bei Einzelfallstudien (ohne Kontrollgruppe) Zufall sein oder bei chronischen Erkrankungen mit Regression zur Mitte (regression to the mean) erklärt werden. Ohne kontrollierte Studien an Menschen kann über Sicherheit und vor allem Wirksamkeit von neuen Behandlungsformen keine Aussage getroffen werden, wobei die aussagekräftigen, patientenrelevanten Outcomeparameter noch zu definieren sind.