Methodik
Es wurde Oktober 2010 eine systematische Literaturrecherche nach systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen in den Datenbanken von Medline/PubMed, Cochrane Library und CRD durchgeführt. Auf Basis der Primärstudien, die die dargestellten Ein- und Ausschlusskriterien erfüllten, wurde eine formale und inhaltliche Synopsis erstellt und eine Beurteilung der Evidenz zur Wirksamkeit vorgenommen.
Ergebnisse
39 Übersichtsarbeiten zu verschiedenen Erkrankungen wurden als relevant identifiziert. In 3 Arbeiten wurde die Wirksamkeit von Interferenztherapie untersucht, in 9 Elektrostimulation/ elektrische Muskelstimulation/ FES/ NMES, 27 lagen zu TENS vor, 3 zu Iontophorese und jeweils 1 zu Hochvolttherapie, kranialer Elektrostimulation, Faradisation, Elektroakupunktur ohne Nadeln, Galvanisation. Die Studien aus den vorliegenden Übersichtsarbeiten weisen für die jeweilige elektrotherapeutische Anwendung eine hohe Heterogenität hinsichtlich Größe des Kollektivs, Studienqualität, Erkrankung (Art und Schweregrad/ Stadium), Intensität der Anwendung (Impulsdauer und -form, Frequenz, Amplitude etc.), Häufigkeit der
Anwendung, primärer Zielparameter oder Art der Kontrollgruppe auf. Aufgrund von kurzen oder fehlenden Langzeitbeobachtungen ist es schwierig, einen anhaltenden oder nachhaltig positiven Effekt zu erkennen.
Schlussfolgerung
Die aktuelle Analyse ergab, dass die Wirksamkeit von elektrotherapeutischen Maßnahmen derzeit nicht hinreichend zu belegen ist. In nur 2 Bereichen gibt es Hinweise auf deutliche Evidenz einer Wirksamkeit: NMES bei COPD zur Linderung der Atemnot (durch Kräftigung des Quadrizepsmuskels) und Steigerung der Gehstrecke sowie TENS bei myofaszialem Schmerzsyndrom (kurzfristige Verbesserung). Für alle anderen elektrotherapeutischen Behandlungsformen oder untersuchten Erkrankung war die Evidenz gering, mäßig oder widersprüchlich im Hinblick auf Nutzen oder kein Nutzen. Aufgrund der schlechten Datenlage ist es wahrscheinlich, dass sich die Einschätzung zur Wirksamkeit elektrotherapeutischer Maßnahmen bei Vorliegen von mehr und größeren Studien mit hoher Studienqualität ändert.
Die Elektrotherapie im Bereich Galvanisation, Nieder- und Mittelfrequenz scheint eine sichere Behandlungsform mit geringen Nebenwirkungen zu sein.